„Going Zero“ von Anthony McCarten: ein Technikthriller, der zeigt, dass das Private vorbei ist
Wer meint, wir hätten noch eine Chance, das Private vor Techunternehmen zu schützen, liegt falsch. Sie wissen alles über uns. Und können wir uns unsichtbar machen?
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Wem seine privaten Daten wichtig sind, der sollte online möglichst unsichtbar sein. Vermeintlich kostenlose Anwendungen zahlen die Nutzer mit ihren Daten. Und diese sind in den vergangenen Jahren weitaus wertvoller geworden, als viele Rohstoffe. Tech-Unternehmen sammeln diese wie fleißige Bienen und verfügen über ein Wissen, von dem Geheimdienste und Staaten nur träumen können. Führt dies zu einer einseitigen Kontrolle, die vermeintliche Sicherheit verspricht? Anthony McCartens Roman „Going Zero“ führt uns eine Wirklichkeit vor Augen, die uns kürzlich noch als Zukunftsvision erschien. Doch sie hat uns längst überholt, so Autor McCarten im Interview.
Anthony McCarten „Going Zero“: Über das Buch

Nicht mehr sichtbar sein, sich unsichtbar machen. Einfach von der Bildfläche verschwinden, das wäre was. Wir teilen Essensbilder, Urlaubserinnerungen und alles andere in sozialen Netzwerken. Beim Durchscrollen wundern wir uns, warum uns Anzeigen zu einem Urlaub auf Fuerteventura angezeigt werden. Dabei hatten wir bei einer letzten Feier mit Freunden doch gerade beim Essen darüber gesprochen. Diese Situation hat jeder schon einmal erlebt, der mit dem Smartphone unterwegs ist. Als Anthony McCarten Ähnliches vor rund sechs Jahren erlebte, war die Idee zu „Going Zero“ geboren. Doch die vermeintliche Zukunftsvision ist realer als jeder von uns meint.
Hat man als Einzelner überhaupt eine Chance gegen das System? Eine junge Bibliothekarin aus Boston ist entschlossen, es zu versuchen – ihr bleibt keine Wahl... Wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, dem winken 3 Millionen Dollar. Doch Kaitlyn geht es um etwas anderes.
„Going Zero“: Behörden wollen deine Daten
Die amerikanische Regierung arbeitet heimlich mit einer Firma namens Fusion zusammen, um Möglichkeiten zu finden, potenzielle Terroristen auf amerikanischem Boden zu identifizieren und zu lokalisieren. Fusion behauptet, dass ihre Software jeden zu jeder Zeit und überall finden kann. Um einen Betatest durchzuführen, wählen sie zufällig zehn Bewerber aus der Öffentlichkeit aus, die bei der Meldung „Go Zero“ auf ihrem Smartphone plötzlich verschwinden und unauffindbar sein müssen.
Das erweist sich im 21. Jahrhundert als nahezu unmöglich, angesichts von Kreditkarten, Kameras, Handys und dem Internet. Aber der Anreiz beträgt drei Millionen Dollar. Wer erwischt wird, kommt nicht ins Gefängnis, schließlich ist dies eine Art „Spiel“. Sie dient lediglich dazu, die Überlegenheit des Unternehmens Fusion zu zeigen.
Anthony McCarten „Going Zero“: Untertauchen nicht möglich
Es gibt keine Privatsphäre mehr.
Jeder glaubt, dass er schlau genug ist und verschwinden kann. Einfach so. Irgendwo untertauchen. Schließlich gibt es doch in der Gesellschaft unzählige, die unerkannt in der Gesellschaft leben. Der Fokus richtet sich auf „Zero 10“, eine Bibliothekarin aus Boston. Für Cy Baxter, Chef von Fusion, gilt sie als die am leichtesten zu findende der zehn „Zeros“. Doch Kaitlyn Day entpuppt sich als harte Nuss, indem sie kurz nach dem „Go Zero“-Signal erfolgreich untertaucht und dem Zugriffsteam entwischt.
Kapitel für Kapitel steigert sich die Spannung in „Going Zero“. Nach und nach werden die anderen Freiwilligen aufgegriffen, nur von Kaitlyn Day fehlt jede Spur. Wird sie es schaffen, die 30 Tage unerkannt unterzutauchen? Und führt sie etwas anderes im Schilde, als nur das Preisgeld einzustreichen?

Das Hörbuch von „Going Zero“ wurde vom Schauspieler Johann von Bülow eingesprochen, dessen Debütroman „Roxy“ kürzlich erschien. Die Buchvorstellung fand am 8. Mai im Literaturhaus Berlin statt.
Anthony McCarten „Going Zero“: Fazit
Dieser hoch spannende und aktuelle Roman zeigt, dass man kein Blutbad braucht, um einen fesselnden Thriller zu schreiben. Sprachliche Finesse, tolle Beschreibungen mit Witz und eine Handlung, die beim Lesen Gänsehaut erzeugt, sind die perfekte Mischung.
Anthony McCarten „Going Zero“
Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
2023 Diogenes, ISBN-13 978-3-257-61310-0
Preis: Hardcover 25,00 €, E-Book 21,99 €, 464 Seiten (abweichend vom Format)
Anthony McCarten
Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland, schrieb als 25-Jähriger mit Stephen Sinclair den Theaterhit „Ladies Night“. Es folgten Romane und Drehbücher, für die er schon mehrere Male für einen Oscar nominiert war (u.a. zu den internationalen Filmen „The Theory of Everything“ und „Darkest Hour“ und „Bohemian Rhapsody“). Er lebt in London. Das Interview über seinen neuen Roman „Going Zero“ gibt es hier.