„Monsieur Orient-Express“: Preisgekröntes Buch über Georges Nagelmackers – den Pionier der Nachtzüge
Der Orient-Express gilt als einer der bekanntesten Züge weltweit. Agatha Christie und Hollywood machten ihn berühmt. Doch wer stand hinter der Idee der Luxuszüge?
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Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ (werblicher Link) ist der Klassiker unter den Krimis, die den Luxuszug einem breiten Publikum bekannt machte. Hercule Poirot hatte es sich angenehm vorgestellt, von Istanbul nach Calais zu reisen, doch ein Mord und der Zug voller Verdächtiger, machen aus der Reise eine spannende Detektivgeschichte. Genauso spannend liest sich auch „Monsieur Orient-Express“ von Gerhard J. Rekel, das sich dem Mann hinter dem Orient-Express widmet.
Gerhard J. Rekel „Monsieur Orient-Express“: Über das Buch

Doch was ist die Geschichte des Orient-Express, wer hat ihn auf die Gleise gestellt, welche Vision steckte dahinter? Um 1880 stehen die Zeichen in Europa auf Nationalismus, viele europäische Länder streben eine Großmachtstellung an und schotten sich ab. In dieser Zeit taucht ein Mann auf, der die europäischen Staaten miteinander verbinden will: Georges Nagelmackers (1845-1905). Trotz Vorurteilen, Fremdenhass und bürokratischer Hindernisse gelingt es dem Eisenbahn-Pionier, ab 1883 Paris mit Konstantinopel zu verbinden und ein Netzwerk von über 180 europäischen Nachtzugverbindungen aufzubauen.
In den vergangenen Jahren haben nach jahrelangem Stillstand einige Eisenbahnunternehmen die Nachtzüge wieder für sich entdeckt, allen voran die Österreichische Bundesbahn mit ihren „Nightjets“. Von Berlin lässt sich beispielsweise eine Reise mit dem Nachtzug nach Stockholm unternehmen. Und auch auf der Strecke Berlin–Brüssel soll es die Möglichkeit geben, die Strecke in einem Schlafwagen zurückzulegen. Von rund 180 Nachtzugverbindungen, die Lissabon, Paris, London und Istanbul verbinden, ist derzeit noch nicht viel zu merken. Wie das Streckennetz der Internationalen Eisenbahn-Schlafwagen-Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts aussah, lässt sich in „Monsieur Orient-Express“ spannend verfolgen.
Als Georges Nagelmackers vor rund 150 Jahren mit der Idee kam, im damaligen Europa ein Netz mit Luxuszügen und dazugehörigen Hotels aufzuziehen, musste auch er gegen Bürokratie und unterschiedliche technische Standards ankämpfen. Auch die Finanzierung dieses gewagten Vorhabens lastete sehr auf ihm und ließ sich nicht einfach aus dem Handgelenk schütteln. Sein Konzept der Luxuszüge sollten den besten Standard bieten, die besten Köche im Speisewagen und den höchstmöglichen Komfort, beispielsweise mit Wannen-Bädern, Fitness-Abteil und Friseursalon. Allen Widerständen zum Trotz, gelang es dem Belgier Europa mit einem engen Netz der „Compagnie Internationale des Wagon Lits et des Grands Express Européens“ (CIWL) zu überziehen, bis ins ägyptische Luxor.
ITB Buchaward 2023 für „Monsieur Orient-Express“
Doch sein Meisterstück war der bis heute bekannte „Orient-Express“ von Paris nach Istanbul. Seit 1883 steht dieser Zug für Romantik und luxuriöses Reisen. Die spannend recherchierte Geschichte des Pioniers Georges Nagelmackers erinnert an Elon Musk. Nagelmackers hatte auf einer USA-Reise die spärlich ausgestatteten Schlafwagen erlebt. Vom Konzept überzeugt, wollte er dies nach Europa holen. Verbunden mit viel mehr Luxus. Ähnlich wie Musk wollte der Schlafwagen-Pionier immer mehr Züge mit noch mehr Luxus fahren lassen. Wachstum war wichtiger als Gewinn. Auch wenn die gesamten Unternehmungen oft vor der Pleite standen, überwog sein diplomatisches Geschick, das Projekt europaweit zu einem Erfolg zu machen.
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Jährlich zeichnet die Internationale Tourismusbörse Berlin (ITB) mit dem BuchAward nationale und internationale Titel aus, um das breite Angebot an Büchern aus dem Bereich Reise und Tourismus zu fördern. „Monsieur Orient-Express“ erhielt die Auszeichnung in der Kategorie „Das besondere Reisebuch“.
Übrigens soll Agatha Christie ihren Krimi „Mord im Orient-Express“ (werblicher Link) im Pera Palas in Istanbul im Zimmer 411 geschrieben haben, einem von Georges Nackelmackers Luxushotels an den Endbahnhöfen seiner Zugverbindungen.
Gerhard J. Rekel „Monsieur Orient-Express“: Fazit
Detailreich, atmosphärisch und spannend wie ein Krimi von Agatha Christie. Gerhard Rekel lässt Georges Nagelmackers vor dem inneren Auge erscheinen. Als Leser fühlt man sich in die Luxuszüge Ende des 19. Jahrhunderts versetzt. Eine überaus spannende Zeitreise. Nicht nur für Eisenbahnfans.
Gerhard J. Rekel „Monsieur Orient-Express“
2022 Verlag Kremayr & Scheriau, ISBN-13 978-3-666-02880-9
Preis: Hardcover 25 €, E-Book 16,99 €
Gerhard J. Rekel
1965 in Graz geboren. Schon als Kind liebte er den „Duft der Eisenbahn“. Absolvierte die Filmakademie Wien, für die Komödie „Trauma“ erhielt er eine British Academy Nomination, eine Biennale- Einladung sowie den Japanischen Drehbuchpreis. Er verfasste mehrere Drehbücher für den „Tatort“ und realisierte als Regisseur Wissenschaftsdokumentationen für ARTE, ZDF und andere Sender. Sein Terra X-Film „Orient-Express – ein Zug schreibt Geschichte“ erreichte mehr als sechs Millionen Zuschauer. Rekel hat mehrere Romane veröffentlicht, u. a. „Der Duft des Kaffees“.