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Daniel Schreiber: „Allein“ – zwischen Freundschaft und Scheitern

Erstellt:

Von: Carina Blumenroth

Ist ein Leben nur dann gut, wenn man es mit jemandem teilt? Der Autor fragt sich, warum Alleinlebende in der Gesellschaft als Gescheiterte wahrgenommen werden.

Rund 17,5 Millionen Menschen in Deutschland leben allein – der Autor Daniel Schreiber weiß, wie sich das anfühlt. In seinem Essay „Allein“ beschäftigt er sich mit der Einsamkeit, warum diese schambehaftet ist und warum das allgemein als Scheitern gilt. Ein Buch, das zum Nachdenken über die eigenen Einstellungen, Erfahrungen und Lebensfantasien einlädt.

Daniel Schreiber „Allein“

Buch und Einsamkeit.
„Allein“ von Daniel Schreiber, ein rundum gelungenes Buch. (Montage) © Hanser Berlin/Cavan Images/Imago

Was bedeutet es, allein zu sein? In seinem literarischen Essay erkundet Daniel Schreiber eine Lebensform und ein Gefühl, das wir alle kennen.

Klappentext / Hanser Berlin

Quelle: „Allein“, Klappentext

„Allein“: Ist es wirklich ein Leben, dem etwas fehlt?

Die Vorstellung von einer Paarbeziehung, von Liebe und Intimität ist in den Köpfen der Menschen als positive Zukunftsfantasie gespeichert. Wenn man dies nicht hat, so schreibt Daniel Schreiber in dem Essay, sehe man unter anderem in den Gesichtern anderer Menschen Mitleid, Scham oder die versteckte Freude, dass es ihnen besser gehe. Wer alleine sei, habe einen gescheiterten Lebensentwurf.

Fantasiekonstrukte lassen Menschen daran festhalten, dass es möglich sein könnte, selbst Wohlstand oder eine Paarbeziehung in Zukunft zu erreichen. Die amerikanische Philosophin Lauren Berlant, zitiert Schreiber, nenne dies ‚Cruel Optimism‘ (dt. Grausamer Optimismus). Dies sei nicht pathologisch, sondern eine angemessene Reaktion auf die Welt, die das Leben mit den Schwierigkeiten und Widersprüchen erträglich mache.

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Es gibt nicht eine Einsamkeit, jeder erlebt sie anders

Gerade in der akuten Phase der Pandemie haben sich viele alleinstehende Menschen einsamer gefühlt als je zu vor, es sei eine andere Einsamkeit, unter anderem weil sie auswegloser erschien. Schreiber bildet die Einsamkeit als etwas Individuelles ab, das alle Menschen spürten, allerdings anders persönlich empfänden und vor anderen Herausforderungen stelle. Besonders könne man die Unterschiede zwischen den Einsamkeitsgefühlen von Menschen in Paarbeziehung zu Alleinstehenden betrachten. Die eigene Einsamkeit könne man für andere nur schwer nachvollziehbar kommunizieren, daher könne es auch Herausforderungen in Sachen Freundschaft geben.

Verständnis von Freundschaft, Zusammenhalt und Akzeptanz in „Allein“

In seinem Essay stellt Daniel Schreiber den Freundschaftsgedanken verschiedener Philosophen vor, verwebt diese mit seinen eigenen Erfahrungen, erzählt seine tiefsten Gedanken, zeigt sich verletzlich und ordnet gesellschaftliche Herausforderungen pointiert ein. Er lässt Leserinnen und Leser über die eigenen Beziehungen und Ansichten zu Freundschaft und dem Leben allgemein nachdenken. Und beschenkt mit dem Wissen, dass man manche Dinge einfach nicht ändern kann und dass daran auch nichts Schlechtes sein muss. Manches – Situationen sowie Menschen – müsse man einfach annehmen. „Ich lasse dich, ich will es so“, zitiert Schreiber den Philosophen Jacques Derrida.

Daniel Schreiber „Allein“: Essay über Freundschaft, Liebe, Alleinsein und das Leben

„Allein“ von Daniel Schreiber sollten alle lesen, die sich unverstanden und deplatziert fühlen. Alle, die denken, dass da draußen niemand ist, dem es ähnlich geht. Wenn man sich darauf einlässt und offen ist, über die schwierigen Fragen und Phasen des Lebens nachzudenken, kann dieses Buch neue Ansätze geben. Ein Buch über Einsamkeit, das Anderssein, Sehnsucht und Selbstwert.

Daniel Schreiber: „Allein“

2021, Hanser Berlin, ISBN: 978-3-446-26792-3

Preis: Hardcover 20,00 Euro, E-Book: 15,99 Euro

Daniel Schreiber

Daniel Schreiber wurde 1977 geboren und ist als Kunstkritiker für verschiedene Zeitungen tätig. Er interessiert sich für die schwierigen Fragen des Lebens und der Gesellschaft, wie man anhand seiner Bücher „Nüchtern“ (2014), „Zuhause“ (2017) und „Allein“ (2021) erahnen kann.

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