Aktuelle jüdische Literatur: Von jüdischem Leben in Deutschland bis Israel
Der 8. Mai gilt in einigen europäischen Ländern als Tag der Befreiung, da an diesem Tag im Jahr 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa endete. Aus diesem Anlass möchten wir Ihnen fünf aktuelle jüdische Bücher empfehlen.
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Neben der Tora stellt der Talmud eine der bedeutendsten Schriften im Judentum dar. Das hebräische Wort „Talmud“ bedeutet wörtlich übersetzt „Belehrung“ oder „Lehre“. Im Gegensatz zur Tora enthält der Talmud keine Gesetzestexte, sondern dient als Kommentar und Auslegung der biblischen Gesetze. Mit etwa zweieinhalb Millionen Wörtern ist der Talmud eine umfangreiche Schrift, die versucht, die verschiedenen Texte der Hebräischen Bibel zu verstehen und neu zu interpretieren, um sie den Jahrhunderten anzupassen, in denen sie entstanden sind.
Richard C. Schneider „Die Sache mit Israel“

Richard C. Schneider, der als Autor für den Spiegel und langjähriger Israel-Korrespondent für die ARD tätig war, hat seinen Wohnsitz seit beinahe zwei Jahrzehnten in Tel Aviv. Aufgrund seines breiten Wissens über den Alltag und die Geschichte des Landes sowie seiner Kenntnis über gängige Vorurteile in Deutschland möchte er in seinen Antworten auf die folgenden fünf Fragen einige grundlegende Aspekte Israels erklären. Diese Erklärungen erfolgen 75 Jahre nach der Staatsgründung Israels und in einem entscheidenden Moment für die Demokratie des Landes.
Ist Israel eine Demokratie? Ist Israel ein Apartheidstaat? Ist Kritik an Israel antisemitisch? Ist Israel ein fundamentalistischer Staat? Gehört Palästina den Palästinensern?
Richard C. Schneider „Die Sache mit Israel“
2023, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 13-978-3-421-07010-4
Preis: gebundenes Buch 22 €, E-Book 16,99 e, Seitenzahl: 192 (abweichend vom Format)
Andrea von Treuenfeld „Jüdisch jetzt!“
Die Autorin führte Gespräche mit einer beeindruckenden Gruppe von Personen, darunter Noam Brusilovsky, Sveta Kundish, Garry Fischmann, Lena Gorelik, Dr. Sergey Lagodinsky, Shelly Kupferberg, Daniel Grossmann, Anna Staroselski, Daniel Kahn, Helene Shani Braun, Prof. Michael Barenboim, Deborah Hartmann, Jonathan Kalmanovich (Ben Salomo), Anna Nero, Philipp Peyman Engel, Nelly Kranz, Dr. Roman Salyutov, Sharon Ryba-Kahn, Leon Kahane, Gila Baumöhl, Zsolt Balla, Dr. Anastassia Pletoukhina, Leonard Kaminski, Renée Röske, Monty Ott und Sharon Suliman (Sharon). Diese Persönlichkeiten gewährten Einblicke in ihre Biografie. Das daraus entstandene Buch ist überraschend und informativ zugleich. Es macht die Vielfalt jüdischer Identitäten und jüdischen Lebens in Deutschland sichtbar und schenkt den Stimmen einer multikulturell geprägten Generation Gehör. Diese Generation verkörpert eine ganz neue Selbstverständlichkeit und möchte in ihrer Diversität gesehen werden.
Die meisten Nichtjuden in Deutschland sind noch nie – oder zumindest nicht bewusst – einem jüdischen Menschen begegnet sind. Dementsprechend halten sich in der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft oftmals uralte Klischees oder bestimmen undifferenzierte Neuzuschreibungen das Bild. Wie aber sieht das jüdische Leben im heutigen Deutschland wirklich aus? Wie fühlen sich Jüdinnen und Juden in diesem Land? Und was bedeutet eigentlich jüdisch, wenn man sie selbst danach fragt?
Andrea von Treuenfeld „Jüdisch jetzt!“
2023, Gütersloher Verlag, ISBN 13-978-3-579-06283-9
Preis: gebundenes Buch 22 €, E-Book 18,99 €, Seitenzahl: 256 (abweichend vom Format)
Takis Würger „Noah – Von einem, der überlebte“
Noah Klieger überlebte die Konzentrationslager dank der täglichen Sonderration Suppe für Mitglieder der Boxstaffel von Auschwitz. Er hat drei Todesmärsche und vier Konzentrationslager überstanden in einer Zeit, in der ein Wort, eine erhobene Hand oder ein einziger Schritt den Tod bedeuten konnten – oder das Leben. Auch in den dunkelsten und eiskalten Stunden fand er Hoffnung durch Kämpfer im Widerstand gegen die Deutschen: Verbündete, die mit ihm Kartoffeln stahlen, oder auch einen Arzt, der ihm das Leben rettete.
Takis Würger erzählt in seinem Buch die beeindruckende Lebensgeschichte von Noah Klieger, von seiner Kindheit im Frankreich der 1920er-Jahre über seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten bis hin zu seinem Engagement für die Gründung des Staates Israel. Die Erzählung dieses großen Lebens ist atemberaubend gut geschrieben und sollte nicht vergessen werden. Eine Geschichte, die unbedingt erzählt werden muss.
Noah Klieger war 13, als er sich während der deutschen Besatzung Belgiens einer jüdischen Untergrundorganisation anschloss und half, jüdische Kinder in die Schweiz zu schmuggeln. Noah Klieger war 16, als er im Morgengrauen als Häftling in Auschwitz ankam, bei Minusgraden. Noah Klieger hatte noch nie geboxt, als am Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager gefragt wurde, ob sich Boxer unter den Häftlingen befänden und seine Hand nach oben ging.
Takis Würger „Noah – Von einem, der überlebte“
2021, Penguin Verlag, ISBN 13-978-3-328-60167-8
Preis: gebundenes Buch 20 e, E-Book 9,99 €, Seitenzahl: 188 (abweichend vom Format)
Louis Kaplan „Vom jüdischen Witz zum Judenwitz“
Das Buch, auf das hier Bezug genommen wird, beschäftigt sich mit der Geschichte des jüdischen Witzes in Deutschland und Europa. Der Autor, Andreas Kaplan, untersucht die politisch-literarischen und geistesgeschichtlichen Verwicklungen, die mit dieser Form der Komik verbunden sind. Er beschreibt eine jüdisch-deutsche Geschichte von Assimilation und Ausgrenzung, Emanzipation und Übernahme kultureller „Codes“ und nicht zuletzt vom Antisemitismus, der an der unbestimmten Grenze zwischen „jüdischem Witz“ und „Judenwitz“ wuchs und gedieh.
Louis Kaplan bestellt ein vielfach umgepflügtes Feld, das spätestens seit Sigmund Freuds Behandlung des jüdischen Witzes in seiner Studie Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten von 1905 zu einer regelrechten Wissenschaft geworden ist: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien eine ganze Reihe von mal philosophischen, mal psychoanalytischen, mal soziologischen Abhandlungen, die allesamt zum Ziel hatten, den Zauber oder Gehalt dessen zu erklären, was den Schreibern Rätsel aufgab: das „vielgestaltige Wesen des jüdischen Witzes“.
Louis Kaplan „Vom jüdischen Witz zum Judenwitz“
2021, Die andere Bibliothek, ISBN 13-978-3-847-70439-3
Preis: gebundenes Buch 44 €, Seitenzahl: 416
Zentralrat der Juden in Deutschland „Die Lehren des Talmud“
Jüdische Lebensweisheit zeichnet sich durch klare Regeln, aber auch eine Vielstimmigkeit an Meinungen und eine plurale religiöse Praxis aus, die individuell auf die Bedürfnisse und Situationen jedes Einzelnen eingeht. Diese Weisheit ist im Talmud zusammengefasst, einem Buch, in dem die jüdischen Weisen die 613 Gebote Gottes für den Alltag interpretieren, um ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen. Die Texte des Talmuds zeigen, wie man in verschiedenen Lebensbereichen wie Essen, Trinken, Partnerschaft, Familie, Geld, Gesundheit und Weisheit mit Wachheit, Tiefe und heiterer Erwartung umgehen kann. Dabei erfährt man auch viel über die jüdische Religion und Kultur.
Für das Leben klare Regeln, aber auch eine große Vielstimmigkeit an Meinungen und eine plurale religiöse Praxis, die immer wieder undogmatisch auf die einzelnen Menschen und ihre Lebenssituationen Bezug nimmt – das ist es, was jüdische Lebensweisheit so anziehend macht.
Zentralrat der Juden in Deutschland „Die Lehren des Talmud“
2023, Gütersloher Verlag, ISBN 13-978-3-579-07195-4
Preis: gebundenes Buch 22 €, E-Book 19,99 €, Seitenzahl: 224 (abweichend vom Format)