Sanierung der Kölner Zentralbibliothek kostet mehr als das Zehnfache als ursprünglich angenommen
16 Millionen Euro waren für die Sanierung der Kölner Zentralbibliothek geplant. Die Kosten steigen bis auf das Zehnfache.
Manches Mal stellt sich die Frage des Abreißens nicht. Doch was ist zu tun, wenn die Kasse einer Stadt leer ist und die große Stadtbibliothek in Köln vor sich hinmodert? Seit zehn Jahren ist man nun dabei, die Bibliothek zu sanieren. Jahr für Jahr kostet dies Millionen, sodass der ursprünglich geplante Betrag auf das Zehnfache mittlerweile gestiegen ist. Und diese Kosten-Explosion spaltet die Stadt.

Köln und die Statik der Gebäude: Ein Trauma für sich
Im Januar berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger, dass die Bausubstanz der Zentralbibliothek nicht gut sei. Es wären Risse entdeckt worden. 2009 stürzte in Köln das Historische Archiv ein, weil der Boden unter dem Gebäude wegen einer U-Bahn-Baustelle in der Nähe, abgesackt war. Das Trauma blieb und schreckt jetzt erneut auf.
Jedoch hat Ralph Elster, der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat, den Vorschlag gemacht, das Gebäude von 1979 abzureißen und an seiner Stelle einen Neubau zu errichten. Es wurde auch vorgeschlagen, das Übergangsquartier in eine benachbarte Straße zu verlegen.
Stadtbibliothek Köln: Nachlass von Heinrich Böll in Gefahr
Laut Süddeutscher Zeitung wurde zügig ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die gefundenen Risse untersuchen sollte. Diese würden „die Standsicherheit noch die Dauerhaftigkeit“ des Gebäudes beeinträchtigen. Doch die Debatte war damit keineswegs beendet. Neben der Brandsicherheit sollte vor allem die Gebäudetechnik und die Dämmung erneuert werden. So hatten sich die Baukosten von dem Entwurf von knapp 16 Millionen Euro mittlerweile verfünffacht. Doch Prognosen zweifeln dies an. Die genaue Summe möchte die Stadt Köln nicht nennen. Inoffiziell spricht man derzeit von knapp 140 Millionen Euro.
Auch die Bühnen und die Kölner Oper wurden teurer und teuer. Eine Panne folgte der nächsten, gepaart mit Kostensteigerungen. Doch die Mehrheit der Kölner steht hinter den Planungen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Unter anderem gab es im Kölner Literaturhaus Veranstaltungen und offene Briefe, die die Umsetzung der Pläne forderten. Sollte der Bestandsbau der Zentralbibliothek abgerissen werden, wäre das Erbe des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll gefährdet, so dessen Sohn, René Böll. In der Bibliothek, die Heinrich Böll 1979 einweihte, wird dessen Nachlass verwaltet.
Wie es in Köln mit der Stadtbibliothek weitergeht, bleibt abzuwarten. Der Kampfgeist der Kölner für eine Bibliothek nach ihren Wünschen und Vorstellungen, ist jedoch ungebrochen.