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„Mit KI laufen wir in unser Verderben“: Roman- und Drehbuchautor Anthony McCarten im Interview zu „Going Zero“

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Von: Sven Trautwein

Den Kampf um unsere privaten Daten haben wir verloren, so Roman- und Drehbuchautor Anthony McCarten, der mit „Going Zero“ einen spannenden Tech-Thriller vorgelegt.

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Einfach so verschwinden. Von der Bildfläche abtauchen und dafür 3 Millionen Dollar kassieren. Nur 30 Tage muss man durchhalten und sich vor den „Augen“ des Internetunternehmens Fusion verstecken, die für die Regierung ein neues Softwareprogramm auf den Markt bringen wollen. Schafft man es, unerkannt 30 Tage unterzutauchen, ohne Zugang zu sozialen Netzwerken? Durch die überall verfügbare Überwachungstechnik scheint dies eine unlösbare Aufgabe zu sein.

Überwachungskamera im Sonnenuntergang und das Cover vom Thriller „Going Zero“
Ständige Überwachung und das Sammeln von privaten Daten. Kann man sich unsichtbar machen? Drehbuchautor Anthony McCarten im Interview. © Zoonar/Imago/Diogenes (Montage)

Das Tech-Unternehmen Fusion hat zehn ausgewählte Menschen ausgesucht, die in „Going Zero“ von Anthony McCarten den Ausstieg und das Verstecken probieren.

„Going Zero“ ist ein Tech-Thriller. Wie sind Sie auf die Idee gekommen und wie lange hat das Schreiben gedauert?

Das Schreiben an „Going Zero“ hat sechs Jahre gedauert. Die Anforderungen des Plots waren höher als ich am Anfang dachte. Normalerweise brauche ich zwei Jahre, um einen Roman zu schreiben, aber sechs sind ungewöhnlich.

Was hat es so schwierig gemacht?

Ich denke, die Komplexität des Plots und die zehn Figuren bedeutete, dass ich all diesen Fäden und Linien folgen und tatsächlich viel Forschung betreiben musste, damit es am Ende Sinn machte. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen. Außerdem änderte sich die Technologie ständig. Also musste ich Dinge aktualisieren. Ich hatte zunächst vor, das Ganze fünf Jahre in der Zukunft anzusiedeln, aber während des Schreibens wurde es zu drei Jahren und dann zu einem Jahr. Und jetzt bei der Veröffentlichung ist es kein futuristischer Roman mehr. Es ist die heutige Welt.

Porträt von Anthony McCarten und das Cover von „Going Zero“
„Mit KI laufen wir in unser Verderben“ – Anthony McCarten im Interview über seinen Roman „Going Zero“ © Privat/Diogenes (Montage)

Das Private ist vorbei.

Anthony McCarten

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Ansicht des Literaturhauses Berlin
Die Lesung zu „Going Zero“ von Anthony McCarten fand im Literaturhaus Berlin statt. © Sven Trautwein

Sollten wir jetzt analog werden und weniger soziale Netzwerke nutzen? Was kann jeder von uns tun, die persönlichen Daten zu schützen?

Ich denke, es ist sehr schwer, die Verwendung unserer persönlichen Daten einzuschränken. Wir haben bereits viel Boden aufgegeben und sobald man Gebiete aufgibt, ist es schwer, sie zurückzugewinnen. Aber ich denke, dass aufkommende Bedrohungen sofort bekämpft werden müssen. Zu den Bedrohungen, die von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgehen, gibt es viele erfahrene Experten, die die Bedrohungen besser erläutern können als ich. Für mich geht es um die Übernahme menschlicher Arbeit durch KI und auch die Verbreitung von Fehlinformationen. Es kann als Waffe eingesetzt werden und sogar eine autonome Kraft entwickeln. Herr Hinton, der von Google abgeworben wurde, hat dazu sehr interessante Ansichten.

Technologie ist verführerisch

Anthony McCarten

Wer sollte das Buch lesen?

Jeder. In der Filmindustrie nennen wir es „Four Quadrants“, also die vier Altersgruppen, denn wie wir heute Abend gelernt haben, fand ein 12-Jähriger es ziemlich gut. Und deshalb denke ich, dass es keine Altersgrenze für dieses Buch gibt. Es ist die Welt von heute und hoffentlich gute Unterhaltung.

Würden Sie es als Thriller bezeichnen?

Ich hatte nicht wirklich geplant, einen Thriller zu schreiben. Ich habe einen Roman geschrieben, der sich als aufregend und spannend herausgestellt hat. Es hat sich wie ein Thriller verkauft, das ist super. Innerhalb weniger Wochen wurde es in 26 Sprachen übersetzt. Das ging rasend schnell. Und ich bin sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.

Wie kamen Sie zum Schreiben?

Ich hatte keinen literarischen Hintergrund. Ich wollte der Highschool entkommen. Ich war lange Zeit ein mittelmäßiger Schüler und versuchte mich ein paar Jahre als Journalist bei einer kleinen Lokalzeitung. Ich bekam ein Auto, eine Schreibmaschine und eine Katze, erbte alle drei und eine ganze Region Neuseelands war mein Revier. Ich war der einzige Reporter, zudem Kameramann und ich musste Fotos machen. Als Fotojournalist musste ich lernen zu schreiben. Ich lernte das Handwerk, auch wie ich Geschichten erzählte.
Dann ging ich zur Universität. Ich wollte mehr lernen. Ich machte einen Kurs in Kreativem Schreiben, ohne wirklich zu wissen, was ich tat. Aber plötzlich dachte ich, dass dies vielleicht meine Zukunft sein könnte.

Welche Autoren haben Sie inspiriert?

Der Nobelpreisträger Saul Bellow (werblicher Link) ist wahrscheinlich der wichtigste für mich. Und auch Nabokov (werblicher Link). Beide sind für mich die größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts in Bezug auf Prosa, Ideen, Wärme, Geist und Humor. Auch John Updike war wichtig für mich, weil er eine Art Poesie in die Prosa gebracht hat. Wenn ich noch einen vierten nennen darf ist es Gabriel Garcia Marquez, der mich immer faszinierte. Als ich ihn in den 80er Jahren entdeckte, kam es mir so vor, als hätte er den Roman neu erfunden und gezeigt, was die erzählerische Stimme leisten kann.

Vielen Dank für das Interview.

Die Besprechung zu „Going Zero“ gibt es hier. Sie kennen sich gut in der Literaturwelt aus? Dann testen Sie Ihr Wissen über Sebastian Fitzek oder probieren sich an dem Literaturquiz, bei dem es die richtigen Buchanfänge auszuwählen gilt.

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