Italienischer Bücherdieb erschlich sich Manuskripte – jetzt wurde er verurteilt
Der Identitätsklau auf dem amerikanischen Buchmarkt scheint aufgeklärt. Jahrelang hielt ein Unbekannter die Verlage in Atem. Nun wurde er gefasst.
Gezielt hatte ein Unbekannter in den vergangenen Jahren mit geklauter Identität sich Zugang zu unveröffentlichten Manuskripten verschafft. Seit 2016 erhielten viele Menschen der amerikanischen Buchbranche E-Mails, die sich um die Arbeit an Manuskripten drehte. Alles sah perfekt aus, wenn man nicht so genau hinsah. Nun ging den Behörden dieses Buchgespenst ins Netz.
Geklaute Manuskripte von Stieg Larsson, Margaret Atwood oder Ethan Hawke

Die vergangenen Jahre wurde die Buchbranche in den USA durcheinandergewirbelt. Was wie ein Krimi klingt, war Realität. Ein Unbekannter schickte E-Mails an Mitarbeiter des Literaturbetriebs, von denen bekannt war, dass sie mit unveröffentlichten Büchern zu tun hatten. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, gab er sich als eine im Buchbereich bekannte Person aus, die mit frischen Stoffen handelt. Nur die E-Mail-Adressen waren bei genauerem Hinsehen als falsch zu erkennen. Layout, Schriftart und Logos wurden von bekannten Verlagen übernommen. Mit diesem Identitätsklau war er auf die Suche nach Manuskripten gegangen.
Im Januar 2023 wurde Anklage gegen den Italiener Filippo Bernardini erhoben, der laut LinkedIn-Profil für den Großverlag Simon & Schuster gearbeitet haben soll. Zunächst blieb völlig unklar, was Bernardini mit all den geklauten Manuskripten anstellen wollte. Geld sei lauf Süddeutsche Zeitung nicht das Hauptmotiv gewesen. Obwohl er auch an Manuskripte gelang, darunter von Margaret Atwood, hätte es nie eine Lösegeldforderung gegeben. Für Manuskripte von bekannten Autoren können im Rechteverkauf Vorschüsse bis zu mehreren Millionen Dollar einbringen.
Buchdieb: Spekulationen über Hacker
Ich wollte und habe diese Manuskripte nie weitergegeben. Ich wollte sie für mich behalten und einer der wenigen sein, die sie genießen können, bevor sie in den Buchläden landen. ...
Im New York Magazin äußerten Verlagsmitarbeiter ihre Spekulationen. Gerüchte, es würden Hacker in Ausbildung hinter der Aktion stecken, hielten sich hartnäckig. Aber in der Buchbranche? Filippo Bernardini trieb das Spiel jedoch weiter und baute im Internet eine Phishingseite auf, um an Daten über geplante Buchtitel zu kommen.
Weiterhin bleibt unklar, ob er im Auftrag gearbeitet hat und was mit den ergaunerten Manuskripten passierte. Bernardini, der sich im Januar schuldig bekannte und seit seiner Verhaftung eine Fußfessel trägt, wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Ihm droht zudem die Abschiebung nach Italien oder Großbritannien.