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Nordic Noir – Krimis aus Schweden, Norwegen, Island, Dänemark

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Von: Sven Trautwein

Skandinavische Krimis sind seit den 1990er Jahren ein sicherer Garant für das Bestsellertreppchen. Wo liegen die Ursprünge des Nordic Noir und was zeichnet sie aus?

Die Buchcover der skandinavischen Krimis zeigen, was viele Leser mit dem Genre des Nordic Noir verbinden: Wälder, Seen, Fjorde und Berge. Dazu ein obligatorisch rotes Holzhaus. Die skandinavischen Autoren haben in den letzten Jahren eine treue Leserschaft aufgebaut, die auf Bücher voller Spannung und Düsternis steht. Oftmals sind die Inhalte von großer Brutalität gekennzeichnet. Ein Erfolg, der sich nicht nur in Buchform, sondern auch in zahlreichen Verfilmungen für Kino, TV und Streaming-Anbieter niederschlägt.

Nordic Noir: Auftakt mit den Krimis von Maj Sjöwall und Per Wahlöö

Per Wahlöö, Porträt von 1975
Per Wahlöö und Maj Sjöwall waren die Begründer des Nordic Noir in den 1960er Jahren mit viel Kritik am Wohlfahrtsstaat Schweden. © Leif R Jansson/TT/Imago

Die bekanntesten Vertreter des Nordic Noir waren Maj Sjöwall und Per Wahlöö, die mit ihrer Krimireihe „Beck“ in den 1960er Jahren am Bild des schwedischen Wohlfahrtstaates zu kratzen begannen. Zwischen 1965 und 1975 haben die beiden schwedischen Autoren den Krimi revolutioniert. Kommissar Beck war ihr bekanntester Ermittler. Erfolgreich wurden die Bücher mit Peter Haber für das ZDF verfilmt. Das Bullerbü-Land, das viele aus den Lindgren-Büchern kennen, ist damit vorbei. Der Polizeikrimi, der in den USA schon ein paar Jahre vorher Einzug gehalten hat und Wahlöö übersetzte Ed McBains Krimis, wurde auch in Skandinavien mehr und mehr zum Standard.

Bekannte schwedische Autoren des Nordic Noir

Die Krimis in Schweden wurden immer politischer. Die ersten vier Bände rund um Kommissar Beck sollten noch etwas zurückhaltender angelegt sein. Es war unklar, ob sich für die neuen Polizeikrimis eine Leserschaft finden würde. Und die Leser kamen. So werden Sjöwall/Wahlöö gerne als „Die Mutter des Schweden-Krimis“ bezeichnet. Bis beide mit dem neuen Schweden-Krimi durchstarteten, waren die bisherigen Veröffentlichungen in Schweden als eher „bieder“ zu bezeichnen, wie Maj Sjöwall in einem Interview sagte. Da Per Wahlöö lange Zeit als Polizeireporter gearbeitet hat, kannte er die Polizeiarbeit und wollte sie auch in den Krimis wiederfinden. Mit diesem Hintergrundwissen war es leicht, realistische Kriminalbeamte für ein Buch zu entwickeln. Zudem kam die Sichtweise auf die politische Lage hinzu.

Dänische Krimis – Nordic Noir aus Dänemark

Die Dänen sind bekannt für ihre Krimis und haben in den letzten Jahren weltweit große Aufmerksamkeit erregt. Diese dürfen in keiner Nordic-Noir-Sammlung fehlen. Diese Krimis sind bekannt für ihre komplexen Handlungen, tiefgründigen Charaktere und ihre Fähigkeit, gesellschaftliche Probleme aufzugreifen. Doch was macht die dänischen Krimis so besonders?

Die Wurzeln der dänischen Kriminalliteratur reichen zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die ersten Krimis in Form von Kurzgeschichten veröffentlicht wurden. Die dänische Krimiliteratur hat seitdem eine lange Tradition und ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Teil der internationalen Krimiszene geworden.

Holzhütte am See in Schweden
Seit den 1990er Jahren sind Krimis aus Skandinavien ein Garant für spannende Unterhaltung. Was zeichnet Nordic Noir aus? © RicoK/Panthermedia/Imago

Dänische Krimis: Aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Missstände

Einer der Gründe für den Erfolg der dänischen Krimis ist ihre realistische Darstellung der Gesellschaft und ihrer Probleme, ähnlich wie bei den Schweden-Krimis. Die Krimis sind oft in der Gegenwart angesiedelt und beschäftigen sich mit aktuellen Themen wie Korruption, Einwanderung, soziale Ungleichheit und anderen gesellschaftlichen Problemen. Die Krimiautoren nutzen diese Themen, um Spannung und Dramatik zu erzeugen, aber auch, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.

Ein weiteres Merkmal der dänischen Krimis ist die Verwendung von komplexen Handlungssträngen. Die Krimis haben oft mehrere Erzählstränge, die sich im Laufe der Handlung verbinden. Dies erzeugt eine Spannung, die den Leser bis zum Ende des Buches fesselt. Die Komplexität der Handlungsstränge spiegelt auch die Komplexität der Gesellschaft wider, in der die Geschichten spielen.

Ein weiterer Faktor, der die dänischen Krimis so erfolgreich macht, sind ihre gut entwickelten Charaktere. Die Charaktere sind oft realistisch und haben eine Tiefe, die über das hinausgeht, was in anderen Krimis zu finden ist. Die Charaktere sind oft mehrdeutig und haben ihre eigenen Motivationen, die nicht immer klar sind. Dies verleiht den Geschichten eine zusätzliche Schicht von Komplexität und Realismus.

Ein bekannter Vertreter der dänischen Krimiszene ist der Autor Jussi Adler-Olsen (Besprechung zu „Natrium Chlorid“ hier). Seine Serie um den Ermittler Carl Mørck und das Sonderdezernat Q hat weltweit große Anerkennung gefunden. Die Serie beschäftigt sich mit den dunklen Seiten der dänischen Gesellschaft und verbindet dies mit komplexen Handlungssträngen und gut entwickelten Charakteren.

Ein weiterer erfolgreicher Autor ist Steffen Jacobsen. Sein Roman „Trophäe“ beschäftigt sich mit einem Serienmörder, der seine Opfer nach dem Vorbild von Tieren tötet. Der Roman kombiniert Spannung und Drama mit einem Blick auf die psychologischen Motivationen des Mörders.

Die dänischen Krimis haben auch im Fernsehen und Film großen Erfolg. Die Fernsehserie „Kommissarin Lund“ war ein internationaler Erfolg und wurde in vielen Ländern ausgestrahlt. Die Serie beschäftigt sich mit der Ermittlung eines Mordes an einer jungen Frau und zeigt die Auswirkungen der Ermittlungen auf das Leben der Ermittlerin.

Auch Dänemark hat ein eigenes Gänsehaut-Potential und eine feste Leserschaft. Sie dürfen in keinem Bücherregal von Nordic-Noir-Liebhabern fehlen. Auch einige der dänischen Krimis wurden erfolgreich verfilmt. Ganz vorne mit dabei sind die Thriller von Jussi Adler-Olsen, der mit seinem Debütroman 1997 den Grundstein für seine Thriller-Karriere legte. Der zweite Band der Reihe schaffte es bis auf Platz zwei der deutschen Bestsellerliste.

Bekannte dänische Nordic-Noir-Autoren

Nordic Noir: Krimis aus Island

Auch Island hat viele Krimi- und Thrillerautoren zu bieten. Diese Krimis sind oft düster, atmosphärisch und nutzen die raue Landschaft Islands als Kulisse für ihre Handlungen. Einer der auffälligsten Aspekte isländischer Krimis ist die Bedeutung der Natur und Landschaft Islands in der Handlung. Die Krimis nutzen die raue und unwirtliche Landschaft Islands als Hintergrund für die Handlung und vermitteln ein Gefühl der Isolation und Einsamkeit. Die Schönheit der Natur steht oft im Kontrast zur Gewalt und Brutalität, die in den Krimis gezeigt wird.

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Kultur und Tradition in isländischen Krimis

Ein weiteres Merkmal isländischer Krimis ist die Einbeziehung der Kultur und Traditionen Islands in die Handlung. Die Krimis zeigen oft das Zusammenleben der modernen Welt mit den traditionellen Sitten und Gebräuchen der Isländer. Die Krimis beleuchten auch die sozialen Probleme, die in der isländischen Gesellschaft existieren, wie Alkoholismus, Drogenabhängigkeit und Gewalt gegen Frauen.

Isländische Krimiautoren haben auch einen einzigartigen Stil, der ihre Krimis von anderen Krimis unterscheidet. Die Krimis sind oft komplex und lassen dem Leser Raum für Interpretationen und Nachdenken. Die Charaktere sind oft realistisch und haben eine Tiefe, die über das hinausgeht, was in anderen Krimis zu finden ist. Die Handlungen sind oft langsam und nehmen sich Zeit für die Entfaltung der Geschichte.

Ein bekannter Vertreter der isländischen Krimiszene ist Arnaldur Indridason. Seine Serie um den Ermittler Erlendur Sveinsson hat weltweit große Anerkennung gefunden. Die Serie beschäftigt sich mit den dunklen Seiten der isländischen Gesellschaft und verbindet dies mit einer melancholischen Atmosphäre und gut entwickelten Charakteren.

Ein weiterer erfolgreicher Autor ist Yrsa Sigurdardottir. Ihr Roman „DNA“ beschäftigt sich mit einer Gruppe von Studenten, die in einer abgelegenen Hütte in der isländischen Wildnis festsitzen und von einem Mörder gejagt werden. Der Roman kombiniert Spannung und Drama mit der einzigartigen Landschaft und Kultur Islands.

Wichtige norwegische Krimi-Autoren

Ein Blick auf Nordic Noir lohnt sich. Ob Norwegen, Finnland, Island, Schweden oder Dänemark. Alle skandinavischen Länder haben ihre eigene Sichtweise auf die Ereignisse. Wer sich für tiefgehende Charaktere, unterschiedliche Handlungsstränge und aktuelle Ereignisse interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten. Alles wird gekonnt in Szene gesetzt und bietet Hochspannung. Hier erfahren Sie, warum Norweger besonders zu Ostern Krimis mögen.

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