Agatha Christie – Das Leben und Schaffen der berühmtesten Krimiautorin aller Zeiten
Durch Hercule Poirot und Miss Marple wurde sie berühmt. Heute zählt Agatha Christie zu den meistverkaufte Krimiautorin der Welt.
Es gibt auf der ganzen Welt wohl keinen Krimi-Fan, der noch nie von Agatha Christie gehört hat. Die Schriftstellerin lebte von 1890 bis 1976 und verfasste in ihrem Leben 66 Krimis und zahlreiche andere literarische Werke. Laut Schätzungen ihrer Nachkommen und Verlage soll Agatha Christie eine Weltauflage von etwa 2 Milliarden verkauften Büchern haben.
Und nicht nur das: Agatha Christie-Geschichten werden auch heute noch gerne verfilmt und begeistern weiterhin ein breites Publikum. Ob Miss Marple oder Hercule Poirot, ob als Buch, Film oder Serie – bei ihr werden Liebhaber von Detektivgeschichten noch immer fündig. So wurde Agatha Christie zu der gefeierten Schriftstellerin, die sie heute ist.
Agatha Christie: Ihre Kindheit und Ausbildung
Agatha Christie wurde als Agatha Mary Clarissa Miller am 15. September 1890 in Torquay, Devon, im Südwesten Englands geboren. Ihr Vater war Amerikaner, ihre Mutter Britin. Zwei ältere Geschwister waren bereits erwachsen, als die junge Agatha in gut situierten Verhältnissen aufwuchs.

Ihre Mutter wollte ursprünglich nicht, dass Agatha vor ihrem achten Lebensjahr das Lesen erlernt. Da sie als Fünfjährige und einziges Kind zu Hause aber Langeweile hatte, brachte die spätere Schriftstellerin sich kurzerhand selbst lesen bei. Am liebsten las sie die damaligen Kinderbücher von Edith Nesbit und Louisa M. Alcott aber auch Poesie. Als Agatha elf Jahre alt war, starb ihr Vater nach mehreren Herzinfarkten, was sie und ihre Mutter Clara sehr eng zusammenschweißte. Mit 15 Jahren nahm Agatha Tanz- und Klavierstunden und war so gut, dass sie professionelle Pianistin hätte werden können.
Agatha Christie: Ihr Weg zur Schriftstellerin und ihre Inspiration für Hercule Poirot
Wegen ihres Lampenfiebers entschied sich Agatha Christie aber gegen eine Karriere als Musikerin und wandte sich dem Schreiben zu. Die ersten Kurzgeschichten schrieb sie schon als Teenager, von denen einige mit der Hilfe des Autors Eden Philpotts, einem Freund der Familie, veröffentlicht wurden.
1914 heiratete sie nach einer kurzen Liebelei den Piloten Archibald Christie, der im Royal Flying Corps tätig war. Damals arbeitete Agatha Christie als freiwillige Krankenschwester während des Krieges in einem Krankenhaus des Roten Kreuzes in Torquay. 1918 kam Archibald aus dem Krieg zurück, sodass ihr Eheleben nun richtig beginnen konnte, und 1919 wurde die gemeinsame Tochter Rosalind geboren. 1927 trennte sich das Paar wegen Archibalds Untreue und ließ sich 1928 scheiden. 1930 heiratete Agatha den 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan, mit dem sie bis zu ihrem Tod am 12. Januar 1976 zusammen war. Bei der Heirat in Edinburgh gaben beide ein falsches Alter an, um den Altersunterschied zu vertuschen.
Während ihrer Zeit im Krankenhaus schrieb Agatha ihr erstes Buch „Das fehlende Glied in der Kette“, das aber erst 1921 veröffentlicht wurde. Den Krimi zu schreiben, begann sie eigentlich nur, weil ihre Schwester mit ihr wettete, sie könne keine ganze Detektivgeschichte schreiben. Außerdem war es für Agatha eine willkommene Abwechslung zu der harten Arbeit als Krankenschwester. Die Inspiration für Hercule Poirot fand Agatha in den belgischen Flüchtlingen, die im Ersten Weltkrieg in England waren. Sie dachte, dass ein ehemaliger belgischer Polizist sicher einen guten Detektiv abgeben würde. Somit war der Weg zu einer Poirot-Reihe mit 33 Büchern und Agathas Weg zur Schriftstellerin geebnet.
Agatha Christies Werke: In ihrem Leben schrieb sie allein 66 Krimis
Im Laufe ihres Lebens hat Agatha Christie insgesamt 66 Romane verfasst, zahlreiche Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht, zwei Autobiografien geschrieben und sogar 23 Theaterstücke auf die Bühne gebracht. Außerdem veröffentlichte sie einige Lyriksammlungen. Ihre Werke wurden in nicht weniger als 22 Kinofilmen und 76 Fernsehfilmen adaptiert. Außerdem gibt es 19 Zeichentrickfilme, Computerspiele und Hörspiele zu ihren Geschichten und auch einige Dokumentationen zu ihrer Person.

Agatha Christies erstes Buch „Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles“ kam 1929 auf den deutschen Markt, wurde 1959 aber noch einmal mit dem Titel „Das fehlende Glied in der Kette“ neu aufgelegt. Die britische Originalfassung wurde 1921 veröffentlicht, von Agatha aber schon 1916 während des Ersten Weltkrieges geschrieben. Damals arbeitete sie freiwillig als Krankenschwester, ebenso wie ihre Buchheldin Tuppence Beredford, die noch in späteren Büchern auftreten würde.
Agathas Christies Romane sortiert nach britischer Ersterscheinung und Hauptfiguren:
- Hercule Poirot:
- Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles/Das fehlende Glied in der Kette (1921)
- Mord auf dem Golfplatz (1923)
- Roger Achroyd und sein Mörder/Alibi (1926)
- Die großen Vier (1927)
- Der blaue Express (1928)
- Das Haus an der Düne (1932)
- Dreizehn bei Tisch (1933)
- Die Frau im Kimono/Der rote Kimono/Mord im Orient-Express (1934)
- Nikotin/Eine Tragödie in drei Akten (1935)
- Tod in den Wolken (1935)
- Der ABC Fahrplan/Die Morde des Herrn ABC (1936)
- Eine Frau in Gefahr/Mord in Mesopotamien (1936)
- Karten auf den Tisch/Mit offenen Karten (1936)
- Der ballspielende Hund/Der Ball spielende Hund (1937)
- Tod auf dem Nil (1937)
- Der Tod wartet/Rendezvous mit einer Leiche (1938)
- Hercule Poirots Weihnachten (1938)
- Morphium (1940)
- Das Geheimnis der Schnallenschuhe (1940)
- Rätsel um Arlena/Das Böse unter der Sonne (1941)
- Das unvollendete Bildnis (1943)
- Das Eulenhaus (1946)
- Der Todeswirbel (1948)
- Vier Frauen und ein Mord (1952)
- Der Wachsblumenstrauß (1953)
- Die Kleptomanin (1955)
- Das Geheimnis von Greenshore Garden/Mord mit verteilten Rollen (1956)
- Die Katze im Taubenschlag (1959)
- Auf doppelter Spur (1963)
- Die vergessliche Mörderin (1966)
- Die Schneewittchen-Party/Die Halloween-Party (1969)
- Elefanten vergessen nicht/Elefanten vergessen nie (1972)
- Vorhang (1975)
- Arthur Hastings:
- Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles/Das fehlende Glied in der Kette (1921)
- Mord auf dem Golfplatz (1923)
- Die großen Vier (1927)
- Das Haus an der Düne (1932)
- Dreizehn bei Tisch (1933)
- Der ABC Fahrplan/Die Morde des Herrn ABC (1936)
- Der ballspielende Hund/Der Ball spielende Hund (1937)
- Vorhang (1975)
- Inspektor Japp:
- Das geheimnisvolle Verbrechen in Styles/Das fehlende Glied in der Kette (1921)
- Die großen Vier (1927)
- Das Haus an der Düne (1932)
- Dreizehn bei Tisch (1933)
- Tod in den Wolken (1935)
- Der ABC Fahrplan/Die Morde des Herrn ABC (1936)
- Das Geheimnis der Schnallenschuhe (1940)
- Tommy und Tuppence Beresford:
- Die Abenteuer-G. m. b. H./Ein gefährlicher Gegner (1922)
- Das Haus der Mrs. Perenna/Rötkäppchen und der böse Wolf/N oder M? (1941)
- Lauter reizende alte Damen (1968)
- Alter schützt vor Scharfsinn nicht (1973)
- Colonel Race:
- Der Mann im braunen Anzug (1924)
- Karten auf den Tisch/Mit offenen Karten (1936)
- Tod auf dem Nil (1937)
- Blausäure (1945)
- Eileen „Bundle“ Brent:
- Die Memoiren des Ministers/Die Meoiren des Grafen/Das Geheimnis von Chimneys (1925)
- Sieben Uhren/Der letzte Joker (1929)
- Superintendent Battle:
- Die Memoiren des Ministers/Die Meoiren des Grafen/Das Geheimnis von Chimneys (1925)
- Sieben Uhren/Der letzte Joker (1929)
- Karten auf den Tisch/Mit offenen Karten (1936)
- Das Sterben in Wychwood (1939)
- Kurz vor Mitternacht (1944)
- Miss Marple:
- Mord im Pfarrhaus (1930)
- Die Tote in der Bibliothek/Das Rätsel der Tänzerin (1942)
- Die Schattenhand (1943)
- Ein Mord wird angekündigt/Der Täter lässt bitten (1950)
- Fata Morgana (1952)
- Das Geheimnis der Goldmine (1953)
- 16 Uhr 50 ab Paddington (1957)
- Dummheit ist gefährlich/Mord im Spiegel oder Dummheit ist gefährlich (1962)
- Karibische Affäre (1964)
- Bertrams Hotel (1965)
- Das Schicksal in Person (1971)
- Ruhe unsanft (1976)
- Emily Trefusis/Inspektor Narracott:
- Das Geheimnis von Sittaford (1931)
- Bobby Jones/Franie Derwent:
- Ein Schritt ins Leere (1934)
- Ariadne Oliver:
- Karten auf den Tisch/Mit offenen Karten (1936)
- Vier Frauen und ein Mord (1952)
- Das Geheimnis von Greenshore Garden/Mord mit verteilten Rollen (1956)
- Das fahle Pferd (1961)
- Die vergessliche Mörderin (1966)
- Die Schneewittchen-Party/Die Halloween-Party (1969)
- Elefanten vergessen nicht/Elefanten vergessen nie (1972)
- Lawrence Wargrave/Emily Brent:
- Letztes Weekend/Zehn kleine Negerlein/Und dann gabs keines mehr (1939)
- Hori:
- Rächende Geister (1945)
- Charles Hayward:
- Das krumme Haus (1949)
- Victoria Jones:
- Sie kamen nach Bagdad (1951)
- Hilary Craven:
- Der unheimliche Weg (1954)
- Arthur Calgary:
- Tödlicher Irrtum/Tödlicher Irrtum oder Feuerprobe der Unschuld (1958)
- Michael Rogers:
- Mord nach Mass (1967)
- Sir Stafford Nye:
- Passagier nach Frankfurt (1970)
Agatha Christies geheime Leidenschaft: Sie schrieb Liebesromane unter einem Pseudonym
Neben ihren Kriminalromanen, für die Agatha Christie berühmt ist, machte sie hin und wieder auch Abstecher in den Bereich der Romantik. Sie schrieb sechs Liebesromane, die sie unter dem Pseudonym Mary Westmacott veröffentlichte.
- Singendes Glas (1930)
- Das unvollendete Porträt (1934)
- Verdrängter Verdacht oder ein Frühling ohne dich (1944)
- Die Rose und die Eibe (1948)
- Sie ist meine Tochter (1952)
- Spätes Glück (1956)
War Agatha Christie fremdenfeindlich? Immer wieder Vorwürfe von Rassismus und Antisemitismus
Immer wieder wird der berühmten Autorin Agatha Christie Rassismus und Antisemitismus vorgeworfen. Der Grund sind bestimmte Darstellungen von Juden oder Ausländern verschiedener Nationalitäten in ihren Werken. Auch wenn diese Personen am Ende der Handlung meist gar nicht die Täter sind, führt ihre klischeehafte Beschreibung die Leser oft in die Irre und baut auf Vorurteilen auf. Die Literaturwissenschaftlerin Gillian Gill beschrieb in ihrem Buch „Agatha Christie: The Woman and Her Mysteries“ von 2001 die Beobachtung, dass es von Agatha Christies Seite wohl keine absichtlich fremdenfeindliche Einstellung, sondern einfach ein Produkt der Zeit, in der sie lebte, gewesen sein soll.
Die nicht mehr zeitgemäße Porträtierung von Figuren ist unter anderem ein Grund, warum die Werke von Agatha heute vermehrt neu übersetzt, umgeschrieben und unter neuen Titeln veröffentlicht werden.
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Ihr Buch „Ten Little Niggers“, das von dem alten Kinderlied „Zehn kleine Negerlein“ inspiriert wurde, erschien 1939 im britischen Raum. Ein Jahr später kam es unter dem Titel „And Then There Were None“ in den USA auf den Markt. In Deutschland trug das Buch 1944 erst den Titel „Letztes Weekend“ und ab 1982 auch den Ursprungstitel „Zehn kleine Negerlein“. Seit 2003 wird das Buch unter dem Namen „Und dann gabs keines mehr“ verlegt.
Trotz des kontroversen Titels ist der Krimi Agatha Christies meistverkauftes Werk, der meistverkaufte Kriminalroman aller Zeiten und steht auf der Liste der meistverkauften Bücher des Wissensportals „HowStuffWorks“ auf Platz 7. Der Krimi soll über 100 Millionen Mal verkauft worden sein.