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Linus Giese: „Ich bin Linus“ bietet erfrischende Ehrlichkeit und Erkenntnis für Identitätenvielfalt

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Von: Carina Blumenroth

In „Ich bin Linus“ schreibt Linus Giese über den Weg, wie er der Mann wurde, der er schon immer war.
In „Ich bin Linus“ schreibt Linus Giese über den Weg, wie er der Mann wurde, der er schon immer war. © Anette Etges/Rowohlt (Montage)

Die eigene Identität ist etwas Wertvolles. Besonders, wenn man erst mit 31 Jahren man selbst sein kann. Linus Giese ist ein trans Mann – er erzählt seine Geschichte.

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Stellen Sie sich vor, Sie kaufen sich einen Kaffee und werden nach Ihrem Namen gefragt, damit der an den Becher geschrieben werden kann. Das ist für viele Menschen nichts Besonderes. Für Linus aber ist es ein Schlüsselerlebnis. Es ist nämlich der Moment, in dem er zum ersten Mal seinen richtigen Namen benutzt. Erkennbar für andere Menschen. Ab da beginnt eine Reise zu sich selbst, die vielleicht nie komplett abgeschlossen sind. Ein Teil der Reise erzählt Linus in dem Buch „Ich bin Linus – Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war“ (werblicher Link).

Linus Giese „Ich bin Linus“: Über das Buch

Mädchen spielen mit Puppen, Jungen dagegen Fußball – ein plakatives und nicht ganz ernst gemeintes Beispiel für Geschlechterklischees. Die sind allerdings noch in den Köpfen einiger Menschen. Menschen, die anders sind, fallen auf. Sie gehören nicht dazu. Sie verstellen sich. Manchmal werden sie sichtbar. So wie Linus. Im Buch „Ich bin Linus“ erzählt Linus seine Lebensgeschichte, wie er der Mensch wurde, der er schon immer war. Erzählt werden Kindheitserinnerungen und Traumata, aber auch Erkenntnisgewinn und Hürden auf seinem Weg zum trans Mann.

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In über 30 Kapiteln erzählt Linus Episoden aus seinem Leben und lässt Leserinnen und Leser an sich heran. Es geht um viele Gegensätzlichkeiten, Mut und Angst, Selbstzweifel und Neustart. Aber auch um die Namensänderung und politische Aspekte, die für einige trans Menschen schwer zu überwinden sind. Dazu kommen Anfeindungen und Drohungen, die Linus auf verschiedenen Social-Media-Kanälen erlebte. Teilweise mündete er Hass vor der eigenen Haustüre. Ein großes Thema ist ebenfalls die Akzeptanz, allgemein in der Gesellschaft, aber vor allem auch am Arbeitsplatz. Wie geht die Gesellschaft mit trans Menschen um – für welche Werte wollen wir einstehen? Es wird deutlich, dass zwischen Wunsch- und Ist-Zustand eine Lücke herrscht.

Ein Satz, der wie eine Selbstverständlichkeit klingt – „Ich bin Linus“ –,doch er teilt sein Leben in ein Davor und Danach. Auf beeindruckende Weise erzählt Linus Giese, warum er einunddreißig Jahre alt werden musste, um laut auszusprechen, dass er ein Mann und trans ist, und warum sein Leben heute vielleicht nicht einfacher, aber sehr viel glücklicher ist.

Klappentext / Rowohlt Polaris

Sie interessieren sich für Kinder- und Jugendbücher? Hier eine Auswahl, die die Akademie für Kinderliteratur empfiehlt.

Linus Giese „Ich bin Linus“: Das Fazit

Das Buch war für mich ein Lehrstück und ließ mich in die Welt von trans Menschen eintauchen. Natürlich exemplarisch am Beispiel ‚Linus‘. Ich wurde sofort in das Buch hineingezogen und habe die unterschiedlichen Emotionen miterleben können.

Linus Giese erzählt seine Geschichte so offen, mutig und spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann, ich sage das nicht oft, aber: Hören Sie diesem Mann zu.

Margarete Stokowksi, Klappentext/Rowohl Polaris

Mutig – ja, das ist Linus Giese auch für mich – er selbst findet das Wort nicht super passend, wie er bei einer Lesung Anfang März in München sagte, trotzdem trifft es meines Erachtens zu. Sich selbst so zu öffnen, wenn es Gegenwind gibt, ist stark.
„Ich bin Linus“ ist politisch, nahbar, kurzweilig und lesenswert. Auch wenn es Wiederholungen und Widersprüchlichkeiten gibt.

Bücher, in denen es um Identitäten geht, finden Sie spannend? Dann ist „Blutbuch“ (werblicher Link) von Kim de l’Horizon vielleicht etwas für Sie. Kim de l’Horizon hat dafür den Buchpreis 2022 erhalten – zum ersten Mal ging der Preis an ein gendergerechtes Buch.

Linus Giese „Ich bin Linus“

2020 Rowohlt Verlag, ISBN: 978-3-499-00312-7

Preis: Paperback 15,00 Euro, E-Book 9,99 Euro, 224 Seiten (abweichend vom Format)

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Linus Giese

Linus Giese wurde 1986 in Bremen geboren. Er ist Germanist und arbeitet als Blogger, Journalist und Buchhändler in Berlin. Er schreibt über Bücher und über seine Transition. Mehrere Texte hat er unter anderem für den Tagesspiegel und die Taz geschrieben.

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